Mittwoch, Mai 24, 2006

Zeugen Jehovas gehörten zu den Opfern!






Die Zeugen Jehovas gehörten zu den Opfern

Zum Artikel von Gina Thomas "Was von der Vernichtung übrig blieb" (F.A.Z.- Feuilleton vom 7. Juni): Als Gast bei der Eröffnung der Londoner "Holocaust-Exhibition" erlebte ich, dass die Kuratoren eine wichtige Opfergruppe, im Gegensatz zur Autorin, nicht übersehen haben: die Zeugen Jehovas, damals auch "Bibelforscher" genannt. Neben den jüdischen Opfern, Polen, Sinti und Roma, Behinderten, sowjetischen Kriegsgefangenen und Homosexuellen nennen die Briten die "Zeugen" als religiös Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes ohne Vorbehalte beim Namen. Robert O'Neill, der Direktor des Imperial War Museums, erwähnte sie im Beisein der Königin und Prinz Philips in der Eröffnungsrede. Auch im Ausstellungskatalog sind sie als Verfolgte genannt.

Eine der Überlebenden, die in Interviews vor der Kamera in London Zeugnis abgelegt haben, war Magdalena Reuter, die die Nationalsozialisten als junge Zeugin Jehovas in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppten. Ihre Eltern mussten jahrelange Haft erdulden, drei Geschwister Erziehungsheime, zwei Brüder wurden als Wehrdienstverweigerer hingerichtet. Unter den Exponaten der Londoner Ausstellung ist der Brief der Zeugin Jehovas Elise Alber aus Gemmrigheim, Konzentrationslagerhäftlings-Nummer 16744. Die Mutter schrieb liebevoll: "Seid innig gegrüßt und geküßt, meine lieben Kinder ... Macht Euch keine Sorgen um mich. Ich bin gesund und munter ..." Auf der Rückseite der obligatorische Aufdruck der SS: "Der Schutzhäftling ist nach wie vor hartnäckiger Bibelforscher und weigert sich, von der Irrlehre der Bibelforscher abzulassen. Aus diesem Grunde ist ihm lediglich die Erleichterung, den sonst zuverlässigen Briefwechsel zu pflegen, genommen worden." Die Mutter überlebte.

Die SS stigmatisierte diese Gruppe, die sich als besonders widerständig erwies, mit dem "lila Winkel". Das Zeichen erregte die Aufmerksamkeit Prinz Philips, als ich ihm der Broschüre "Lila Winkel - die ‚vergessenen Opfer' des NS-Regimes" überreichte. Er fragte nach den Gründen der Verfolgung, worauf mein Fachkollege und ich darauf hinwiesen, dass die Zeugen Jehovas nicht bereit waren, sich Hitler zu unterwerfen. Die Folge: Mehr als 10 000 deutsche "Zeugen" erlitten Verluste - verloren Arbeitsstelle, Wohnung, Renten, Kinder - oder kamen in Haft. Fast 2 000 Angehörige der Glaubensgemeinschaft verloren das Leben. Etwa 300 wurden hingerichtet.

Im April 1993 öffnete das amerikanische Holocaust Memorial Museum in Washington, D. C. seine Tore für Besucher, die erstmals die Geschichte der "anderen Opfer" („the other victims") einschließlich der Zeugen Jehovas nicht mehr ausgespart erlebten. Das Signal aus Amerika hat seine Wirkung auf die Holocaust-Forschung nicht verfehlt. Auf Holocaust-Konferenzen in Lübeck, Moskau, Jerusalem oder Stockholm gehörten auch die Zeugen Jehovas zu den Anwesenden oder gar Referenten. Selbst die konservative jüdische Gedenkstätte Yad Vashem hat bekannt gegeben, in ihrem neuen Museum religiöse Minderheiten wie die Zeuge Jehovas während der nationalsozialistischen Herrschaft ebenfalls zu thematisieren. In Deutschland besteht diesbezüglich mancherorts noch Lernbedarf. In Niedersachsen und Brandenburg finden dagegen die Zeugen Jehovas bei Gedenktagen und Erinnerungstafeln, so in Bergen-Belsen und Sachsenhausen, als gleichwertige Opfer Berücksichtigung.

Johannes Wrobel, Selters/Taunus
http://www.standfirm.de/archiv/FAZ000616.htm

zur Info habe ich diesen artikel genommen. Da wir auch als Urköstler auf Fremdblut verzichten sollten. Sie Große GesundheitsKonz

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